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Wolfgang Gritschke, DAA NRW

Wolfgang Gritschkes Leben mit Weltmeistern, Künstler*innen und Azubis

10.10.2024

Koch, Maler, DAA-Ausbilder

Die Entscheidung über seine Zukunft wird Wolfgang Gritschke abgenommen. Musik oder Schauspielerei hätte es von Haus aus sein können, aber der Großvater schlägt Koch vor. Gesagt, getan! Gritschke, geboren im 2. Weltkrieg, holt das Maximale heraus, lernt im Ausland, kocht für Box-Weltmeister*innen und lebt sein musisches Talent in der Malerei aus. Sein Wissen und seine Phantasie reicht Gritschke an die Menschen weiter, die Hilfe und eine berufliche Perspektive suchen – und das noch heute für die DAA.

Duisburg – Gut gelaunt, voller Energie und Tatendrang betritt Wolfgang Gritschke die Lehrküche der DAA, nur wenige Schritte von seiner Wohnung im Herzen Duisburgs entfernt. Der Pensionär im Unruhestand tauscht sein Jacket gegen die nicht weniger elegante Kochjacke, setzt sich zu den wartenden Teilnehmer*innen und will wissen, was alles so passiert ist. „Der persönliche Kontakt zu den Teilnehmer*innen war und ist mir immer wichtig. Nur so kann man effektiv Hilfestellungen geben“, erzählt der gelernte Koch, der mit seinen über 80 Jahren vital und kraftvoll wirkt.

Ob Alltagssorgen oder -nöte, Persönliches oder Berufliches – für alles bringt Wolfgang Gritschke natürliches Interesse mit. Er hört zu, erzählt wortgewaltig von seinen Erfahrungen und lässt die Hörer*innen durch seine Augen schauen. Und die können sich der Faszination der Bilder, die in ihren Köpfen entstehen, nicht entziehen. So empfanden es zum Beispiel auch die Teilnehmer der Unterstützten Beschäftigung (UB) am Standort Krefeld, für die Wolfgang Gritschke jüngst an einem Projekttag als Zeitzeuge über den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit berichtete.

Der Lebensweg von Wolfgang Gritschke ist geprägt von dieser schweren und traumatischen Epoche. Leid, Schmerz und Entbehrungen sind von Geburt an ständige Begleiter, formen aber auch einen starken Charakter. Seinen leiblichen Vater Kurt Fritz Wilhelm Gritschke hat er nie kennengelernt. Er starb im Geburtsjahr von Wolfgang Gritschke 1941 unter ungeklärten Umständen. Gritschke Senior war seinerzeit Obersturmbahnführer bei der SS - und unbequem. Gritschkes Mutter Elske glaubte, dass ihr Mann ermordet worden sei. Die Nazis drohten ihr mit Schutzhaft – sie kam in ein Erholungsheim. 
Die Mutter heiratete später den international bekannten Pianisten und Dirigenten Günther Weißenborn, der unter anderem den deutschen Opern-Star Anneliese Rothenberger begleitete. Durch den Stiefvater lernte Wolfgang Gritschke die „Welt der Kunst, Musik und Literatur“ kennen. Trotz seiner Faszination für Kunst blieb ihm diese Welt beruflich verwehrt. „Mein Großvater sagte: ‚Junge, werde Koch. Gefressen und gesoffen wird immer!‘“, erzählt Gritschke.
 

Wolfgang Gritschke, DAA NRW

Lehrjahre im Ausland, Küche für die Prominenz

Ohne zu hadern, nahm Wolfgang Gritschke diese Herausforderung an, ging in Frankreich an der Côte d’ Azur und in Schweden in die Lehre. „Ich wollte die Sprachen lernen“, erzählt Gritschke zu seiner Motivation. Der Appetit kam sprichwörtlich beim Essen. Schon die Lehrzeit auf dem vom Großvater empfohlenen Berufsweg bescherte Wolfgang Gritschke atemberaubende Erlebnisse. So bereitete er in Göteborg für die Box-Weltmeister Ingemar Johansson und Floyd Patterson vor ihrem Rückkampf 1960 Steaks und Salat zu oder sah in Växjö den weltbekannten Bebop-Saxophonisten Sonny Rollins spielen. 

Zurück in Deutschland durchlief er nach der Wehrzeit in Stade bei Hamburg die Hotelfachschule in Dortmund, kochte in Hotels in Heidelberg und Bad Godesberg bei Bonn oder für die Lufthansa in Frankfurt/Main. Als er dann an der Rezeption im Steigenberger in Duisburg anheuerte, bekam er Kunst satt. Bandleader Benny Goodman, Dirigent Herbert von Karajan, Schlagerstar Udo Jürgens oder die Rocker von Deep Purple kreuzten unweigerlich seinen Weg.

Der vorläufige Höhepunkt seines beruflichen Wirkens war die Leitung der Gastronomie in der Mercatorhalle. Wenn Thyssen-Krupp zu Festivitäten einlud, organisierte Wolfgang Gritschke mit seiner Crew zum Beispiel „3000 Essen und 3000 Buletten in drei Tagen“. Der Karriere-Knick kam 1986, ein neuer Pächter – und Wolfgang Gritschke war mit einer schmalen Abfindung plötzlich raus. Burnout. Seine geliebte Ehefrau Ulrika „zog“ ihn aus der Mühle raus und bewegte ihn zum Malen.

Kunstszene Duisburg und Wechsel in die Bildung

Wolfgang Gritschke verschrieb sich den Impressionisten, malte mit Pastellkreide weltbekannte Motive von Edward Hopper, Claude Monet oder Vincent van Gogh. Seine Schaffenskraft war verblüffend. Die erste Ausstellung mit seinen Werken machte Gritschke im Bezirksamt Duisburg-Süd, es folgten im Laufe der Jahre weitere im gesamten Ruhrgebiet. Und er verdiente auch Geld mit seinen Werken. „Ein Kleinwagen ist da schon zusammengekommen“, sagt er. 

Zurück in Deutschland durchlief er nach der Wehrzeit in Stade bei Hamburg die Hotelfachschule in Dortmund, kochte in Hotels in Heidelberg und Bad Godesberg bei Bonn oder für die Lufthansa in Frankfurt/Main. Als er dann an der Rezeption im Steigenberger in Duisburg anheuerte, bekam er Kunst satt. Bandleader Benny Goodman, Dirigent Herbert von Karajan, Schlagerstar Udo Jürgens oder die Rocker von Deep Purple kreuzten unweigerlich seinen Weg.

Der vorläufige Höhepunkt seines beruflichen Wirkens war die Leitung der Gastronomie in der Mercatorhalle. Wenn Thyssen-Krupp zu Festivitäten einlud, organisierte Wolfgang Gritschke mit seiner Crew zum Beispiel „3000 Essen und 3000 Buletten in drei Tagen“. Der Karriere-Knick kam 1986, ein neuer Pächter – und Wolfgang Gritschke war mit einer schmalen Abfindung plötzlich raus. Burnout. Seine geliebte Ehefrau Ulrika „zog“ ihn aus der Mühle raus und bewegte ihn zum Malen.

Zeitgleich wechselte Gritschke in die Jugend- und Erwachsenenbildung, unter anderem für die GfB als Ausbilder in der Küche. Dazu war er 30 Jahre im Prüfungsausschuss der IHK, vier Jahre Jugendschöffe oder Sportwart im Hockey- und Tennisverein Club Raffelberg. 2011 ereilte ihn mit dem Tod seiner Ehefrau Ulrika der wohl schwerste Schicksalsschlag. 40 Jahre war das Paar verheiratet, aus der Ehe ging ein Sohn hervor. Aber auch diese Krise überwand Wolfgang Gritschke. 

In seiner Dachgeschoss-Wohnung greift er ab und zu zur Kreide und teilt über soziale Medien Fotos von seiner Kunst und seiner Garderobe. Kleidung und Stil liefert der stattliche Herr mit dem feinen Oberlippen- und Soul-Patch-Bart den Teilnehmer*innen gleich um die Ecke bei der DAA, für die er seit 2008 leidenschaftlich gern als Honorarkraft tätig ist, ganz nebenbei mit. „Er ist ein unglaublich spannender Mensch, weil er das harte Handwerk Kochen und die Kunst vereint. Er ist einladend, weil er immer positiv ist. Wolfgang macht mit den Teilnehmer*innen alles ohne Druck und will sie mit seiner Begeisterung animieren“, sagt Christin Kroiher-Schühle, Teamleitung AVGS und GaBe Coaching sowie stellvertretende Fachbereichsleitung AIE NRW West. 

Diese Begeisterung, aber auch die Menschen treiben Wolfgang Gritschke weiter an: „Man hat mir immer gesagt, dass ich zwar in einem hohen Alter bin, aber nie, dass ich an Ansichten oder äußerlich ein alter Knacker wäre. Ich habe immer eine große Wertschätzung gespürt. Auch habe ich bei der DAA gute Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen geknüpft, die ich zuvor in meinem Berufsleben so nie hatte.“

Wolfgang Gritschke Gemälde, DAA NRW
Wolfgang Gritschke Gemälde, DAA NRW
Wolfgang Gritschke Gemälde, DAA NRW