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Pascal Martin steht auf dem Platz seines Heimatvereins

Pascal Martins Weg aus der DAA in die Welt der Influencer

25.11.2025

Kachtenhausen - Pascal Martin wurde von der DAA zum Schulabschluss und danach in eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begleitet. Geworden ist der gebürtige Ostwestfale Influencer. Martin setzt sich für respektvollen Umgang mit Fußball-Schiedsrichtern*innen ein. Sein erster Video-Post aus einer unsäglichen Schiedsrichter-Kabine generierte fast zwei Millionen Aufrufe. Seit zweieinhalb Jahren firmiert er unter „Qualle Respekt“, ist auf diversen Social-Media-Kanälen aktiv und geht auf zwei Millionen Follower zu.

Mit eigenem Management und einer kleinen Unternehmung wirbt Pascal Martin in Workshops, mit Live-Events und als Botschafter an Schulen für Respekt und Schiedsrichter*innen-Nachwuchs. Die Unterstützung der DAA hat er nie vergessen, jüngst schaute er bei seiner damaligen Berufseinstiegsbegleiterin Judith Schunck auf einen Kaffee rein. Bei seinem Heimat JSG Kachtenhausen Helpup bei Lage machte Qualle nun im September mit Nina Schmitt-Dörsam aus seinem Management-Team und seinem Kumpel Piet Ahrens, Stadionsprecher beim MSV Duisburg, Station.

Im Interview mit DAA-Mitarbeiter Ulf Zimmermann und Hospitantin Thea Schwienbacher erzählt er über seine Erfahrungen auf der Suche nach dem Traumberuf, die Bedeutung von Respekt im menschlichen Umgang und Schlüsselmomente.

Frage: Pascal Martin, Sie waren einst bei der DAA in Detmold in der Berufseinstiegsbegleitung, wollten Lokführer werden – und sind jetzt Influencer. Respekt für Fußball-Schiedsrichter*innen ist Ihr Thema. Erklären Sie, warum Respekt für Sie eine zentrale Bedeutung hat.

Pascal Martin: Ich pfeife seit meinem 14. Lebensjahr. Als ich einmal einem Spieler die Rote Karte gezeigt habe, hatte ich seine Faust im Gesicht und musste ins Krankenhaus. Und ich glaube, dass ich sehr, sehr viel aus meiner Kindheit mitnehme, weil ich Respekt nie erlebt habe. Ich weiß, wie schlimm es ist, nicht in einer Familie mit richtiger Liebe aufzuwachsen. Ich habe so etwas wie einen Instinkt in mir. Ich will ein bisschen die Welt retten, so wie Tim Bendzko (Anm.: Deutscher Sänger mit dem Hit „Nur noch kurz die Welt retten“). Nur, dass ich nicht singe, sondern es wirklich versuche. Nur, weil es im Fußball schlecht läuft, bedeutet nicht, dass es im Leben generell super gut läuft.

Frage: Ihr Weg in die Berufstätigkeit ist speziell. Warum sind Sie nicht Lokführer geworden?

Pascal Martin: Zunächst hatte ich die Idee, Busfahrer zu werden. Dann habe ich an Kinderpfleger gedacht, schließlich habe ich gefragt: Was ist mit Lokführer? Frau Schunck meinte daraufhin: Du bist zwar viel unterwegs, aber das hört sich schon mal gut an. Das Problem war nur, dass wir nie eine passende Stelle gefunden haben. Leider hat es nie etwas gegeben, das zu mir gepasst hätte. Daher bin ich dann doch kein Lokführer geworden.

Frage: Wie ging es bei Ihnen weiter?

Pascal Martin: Bevor die Begleitung der DAA beendet war, hat mich Frau Schunck am Berufskolleg angemeldet und zudem noch eine Ausbildungsstelle zum Einzelhandelskaufmann in einem Lebensmittelmarkt. Vom Marktleiter, Herrn Wallbaum, wurde ich zwar sehr gut betreut. Ich habe aber gemerkt, dass es irgendwie nicht das war, was ich wollte. Meine Stärken gingen ein bisschen unter, zum Beispiel meine kommunikative und soziale Art.


Zwischen Grillwurst und Linienzieher

Frage: Was hat Sie auf Ihren aktuellen Berufsweg geführt?

Pascal Martin: Ich hatte einen Schiedsrichter-Einsatz in Detmold. Man hat mich an diesem Tag in eine der schlimmsten Schiedsrichter-Kabinen gesteckt, die ich jemals erlebt habe. Das war eine Garage, ich war zwischen einem Grill, Grillwürstchen und einem Linienzieher für Rasenplätze. Kein Licht. Das Lustige war obendrein noch, dass dort ein Stuhl mit drei Beinen war. Das habe ich zunächst nicht gesehen, setze mich drauf und breche mit dem Ding zusammen. Daraufhin habe ich aus Spaß ein Video gedreht und gepostet: Schaut mal, ich bin Schiedsrichter und muss in so eine Kabine! Nach ein paar Stunden hatte ich zwei Millionen Aufrufe und Kommentare wie „Hey, voll cool!“. Und dann habe ich jede Woche ein Video hochgeladen, dann zwei und so weiter. So fing das alles an.

Frage: Haben Sie ihre Ausbildung noch abgeschlossen?

Pascal Martin: Nein, drei Monate vor dem Ende habe ich abgebrochen. Noch heute fragen mich die Leute, warum ich die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann so kurz vor dem Ziel nicht beendet habe.

Frage: Wie lautet Ihre Antwort?

Pascal Martin: Die Influencer-Sache hat sich so gut entwickelt, dass ich nach zweieinhalb Jahren mittlerweile selbstständig bin. Wir sind ein Team von zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Management – eine Qualle-Firma eben. Mit einem Qualle-Logo und Fan-Artikeln.

Frage: Hat Ihnen die DAA Orientierung und Hilfestellungen gegeben – oder geben können?

Pascal Martin: Die DAA nicht direkt, aber Frau Schunck. Frau Schunck war eine unfassbare wichtige Person, weil sie mir nicht nur beruflich weitergeholfen hat, sondern auch privat. Ich bin wie bereits angedeutet in sehr schwierigen Familienverhältnissen aufgewachsen. Frau Schunck hat mich zu Hause abgeholt und mich zur Schule gebracht. Sie war immer für mich da, ich konnte sie immer anrufen. Wenn ich in ihrem kleinen, süßen Büro saß, hat sie mir zu Essen angeboten. Sie war wie eine Mutter für mich, wir waren ein tolles Team. Sie sagte immer: Tue, was Dein Herz Dir sagt.

Piet Ahrens (Stadionsprecher MSV Duisburg), Nina Schmitt-Dörsam (Management-Team Qualle), Pascal Martin. Foto: Thea Schwienbacher (DAA)
Das Logo der Initiative Kick for Ref! Pascal Martins Initiative Kick for Ref!. Foto: Ulf Zimmermann (DAA)


Authentizität und Bodenständigkeit

Frage: Welche Voraussetzungen braucht es, um überhaupt ein Influencer sein zu können?

Pascal Martin: Authentizität und Bodenständigkeit sind aus meiner Sicht die wichtigsten Eigenschaften. Sobald man anfängt abzuheben, verliert man den Erfolg. Man muss nahbar sein. Und die jungen Leute finden es cool, wenn jemand nah an ihrer Generation dran ist und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Und mal Worte fallen wie „Ey Digga, Bruder, Fortnite oder Brawl Stars. Und meine Follower, wenn ich vor Ort bin, behandle ich liebevoll wie eine Schwester oder einen Bruder.

Frage: Auf diversen Social-Media-Kanälen folgen Ihnen fast zwei Millionen Menschen, allein über eine Million auf Tiktok. Am Anfang waren es Posts wie der in der Schiedsrichter-Kabine. Was hat sich seitdem entwickelt?

Pascal Martin: Ich bin nicht nur Schiedsrichter und mache Veranstaltungen, bei denen ich Spiele pfeife mit meinem Projekt Kick for Ref!, sondern mittlerweile auch Botschafter an Schulen in Deutschland und spreche dort zum Thema Respekt. Zum Beispiel haben wir mit der Stadt Worms zusammengearbeitet, weitere folgen. Dazu gebe ich Workshops, bin auch schon als Referendar aufgetreten, zum Beispiel im Lions Club. 


Von Pascal über Pasquale zu Qualle

Frage: Warum Qualle?

Pascal Martin: Eine Lehrerin hat mich früher immer Pasquale gerufen – also Pascal auf Italienisch. Das war sozusagen mein Spitzname. Und aus dem „Quaaaale“ wurde dann Qualle.

Frage: Influencer sind zumeist jung. Wo sehen Sie sich in 20 oder 30 Jahren? Haben sie schon Visionen, Träume oder strategische Pläne?

Pascal Martin: Das ist die einzige Frage, auf die ich nie eine Antwort habe. Ich lebe im Hier und Jetzt. Wenn ich morgen aufstehe und will nach Malle fliegen, mache ich das.  Natürlich, irgendwann will ich eine Frau haben, mit der ich glücklich bin, Kinder, eine Familie und ein Haus. Und beruflich will ich wahrscheinlich genau da stehen, wo ich jetzt bin.

Frage: Was würden Sie Menschen, ob jung oder alt, auf ihrer Suche nach dem richtigen Beruf oder einer springenden Idee empfehlen?

Pascal Martin: Sich nicht beirren lassen. Ich hatte immer menschliche Steine im Weg, also Menschen, die gesagt haben: was machst du denn da? Das passt gar nicht zu dir. Das ist voll peinlich. Hör doch auf damit! Das ist ein Grund, warum viele Menschen ihren Beruf doch nicht durchziehen, weil sie sich von anderen Leuten reinreden lassen. Und diese Menschen bin ich einfach umgangen.

Pascal Martin im Planungsgespräch Pascal "Qualle" Martin. Foto: Thea Schwienbacher (DAA)