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Pädagogische Qualifizierung in NRW

10.07.2024

Frauen aus aller Welt erarbeiten sich eine berufliche Perspektive

Im Bereich der frühkindlichen Bildung wird mittelfristig mit einem nie dagewesenen Fachkräftemangel gerechnet. Die DAA NRW möchte dem gesellschaftlichen Bedarf Rechnung tragen und die Pädagogische Qualifizierung als Angebot etablieren. An verschiedenen Stellen werden die ersten Schritte gemacht, so zum Beispiel am Standort Aachen.

Aachen – Astrid Lindgren und Der Grüffelo, bunte Collagen sowie  Der Duden und Vokabelhefte - Kinderwelten und Studienalltag sind in dem verschmolzen. In diesem Setting wird geschrieben, gemalt, gesprochen, gesungen und getanzt – also frühkindliche Bildung nachempfunden.  Fünf, zum größten Teil alleinerziehende Mütter haben ein Stück Pionierarbeit geleistet und über den ersten Kurs „Pädagogische Qualifizierung“ den Weg in eine berufliche Zukunft in der Pädagogik eingeschlagen.

 „Das Angebot hat mich sofort interessiert. Ich habe selber Kinder. Und ich kann etwas für den Kopf tun und erarbeite mir eine berufliche Perspektive“, erzählt Taiye Ehinyameh. Mit dem Erwerb eines Teilnahmezertifikats hat sie die Möglichkeit, in einer Kindertagesstätte oder einer schulischen Ganztags-Betreuung als Kita-Helfer*in, Schulbegleiter*in oder als Integrationsassistenz zu arbeiten.

Mit diesem Angebot will die DAA auch in NRW dem gesellschaftlichen Bedarf Rechnung tragen. Wegen des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung auch in Schulen ab 2026 und Faktoren wie der Zuwanderung wird sich der Fachkräfte-Mangel in diesem Bereich noch verschärfen. „Wir möchten interessierten Menschen ohne entsprechende Abschlüsse die ersten Schritte ermöglichen, um sich in einem attraktiven Berufsfeld eine berufliche Zukunft zu eröffnen“, erklärt Christopher Barwinski, Fachbereichsleitung Aktivierung, Integration und Entwicklung bei der DAA NRW West, zum Gedanken hinter dem Angebot. Christopher Barwinski gehört zum Kreis einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Ausgestaltung und Weiterentwicklung des Angebotes für die Region Nordrhein-Westfalen befasst.

Die Weiterbildung ist offen für Seiteneinsteiger*innen, Interessierte mit beruflichen Vorerfahrungen im pädagogischen Bereich oder eben auch jahrelangen Erfahrungen in der Erziehung von Kindern. Die fünf Frauen aus Nigeria, Ghana, der Türkei, der Ukraine und der Mongolei  nahmen am 18. Oktober 2023 unter der Anleitung der Projektleiterinnen Andrea Bruders und Linda Kellenter die Herausforderung an. Und schon die Ouvertüre zeigte die großen Möglichkeiten des modularen Angebots auf. Das Quintett startete mit dem Modul „Fachsprache und Kommunikation“, das vorgeschaltet oder auch begleitend gewählt werden kann und auf Teilnehmer*innen mit Migrationshintergrund zugeschnitten ist. „Das Modul bietet ein Eintauchen in die fachliche Kommunikation an Kitas und Schulen sowie ein erstes Herantasten an Fachbegriffe für pädagogisch tätige Berufsgruppen. Gleichzeitig haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, die vorhandenen Deutschkenntnisse zu festigen und zu erweitern.“, erklärt die staatlich anerkannte Erzieherin Andrea Bruders, die im Raum Aachen mehrere Kitas geleitet und aufgebaut hat.

So wurden in deutscher Sprache pädagogische Handlungskonzepte wie Montessori oder Waldorf erarbeitet, besprochen und auf Plakaten visualisiert. Zentrale pädagogische Fachbegriffe wurden darüber hinaus als ständige Unterrichtsbegleiter in Form einer „Mind Map“  an den Lehrzimmerwänden angebracht – alles vielfältig und lebendig, wie in einer Kita. Elementare Lehrmethoden wie Lieder, Reime und Fingerspiele fehlten auch nicht. „Das Selbstbewusstsein steigt mit mit jedem Tag“, sagte Frau Ehinyameh zu ihren Eindrücken aus dem Sprachmodul.

Ein Vokabelheft als ständiger Begleiter im Unterricht (Foto: Ulf Zimmermann/DAA)

Im Basiskurs Pädagogik ging es in der Folge ans Eingemachte. Hier stieg eine weitere Dame aus der Türkei ein, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügte. Über einen Zeitraum von acht Wochen wurden unter anderem pädagogische Grundlagen (Erziehungsstile, die eigene Biografie, Bindungsverhalten, Selbstwirksamkeit), berufliches Handeln wie zum Beispiel Wahrnehmen und Beobachten, das Begleiten von Entwicklungs- und Bildungsprozessen (Spiel, Sprache, Musik, Motorik, Kreativität) sowie persönliche Kompetenzen als Kita-Angestellte (Kommunikation, Zeitmanagement, Teamarbeit) und Rechtliche Grundlagen (KiBiz, Bildungsvereinbarung NRW und Aufsichtspflicht) bearbeitet.

In einem dreiwöchigen Praktikum konnten die Damen die Theorie in ihrer individuellen Art in die Arbeit einer Kita einbringen. „Die persönliche Weiterentwicklung jeder einzelnen Teilnehmerin und ihre Wissbegierde für die pädagogischen und zwischenmenschlichen Themen haben mich sehr berührt“, sagt die erfahrene Erzieherin Andrea Bruders. Sie hat keine Zweifel, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. „Bei den Praktikumsbesuchen habe ich nur positive Rückmeldungen zum Verhalten der Praktikantinnen erhalten. Dort auf strahlende Gesichter zu treffen, Frauen, die sich wohlfühlen - das war eine tolle Erfahrung", erzählt Bruders zu den Rückmeldungen des Kita-Personals und der Teilnehmerinnen.

Die Idealzahl von fünf Kindertageseinrichtungen in Aachen haben sich mit Praktikumsangeboten an diesem Pilotprojekt beteiligt. „Ich habe mein pädagogisches Wissen erweitert und meine eigene Haltung weiterentwickelt. Es war für mich neu, Kindern etwas zuzutrauen und sie auszuprobieren zu lassen. Bisher habe ich immer sofort eingegriffen", sagte die alleinerziehende vierfache Mutter Mercy Konadu aus Ghana, nachdem sie voller Stolz das Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme an der 1. Qualifizierung in NRW in Empfang genommen hat.